Freitag, 2. Januar 2009

Neujahrsansprache

Menschen sind für jedes Individuum gefährlich, denn wir können unsere Mitmenschen lieben lernen. Wir bauen Freundschaften oder Beziehungen auf und lassen uns in der Gewissheit größten Vertrauens einfach fallen. Man geht durch dick und dünn, stielt die wildesten Pferde miteinander. Man lacht und weint zusammen. Hebt das ein oder andere Glas und teilt seine Probleme. Gemeinsam ist man stark und selbst wenn die ganze Welt gegen uns zu sein scheint, so steht trotzdem hinter uns der gute Freund.

Alles scheint gut. Bis der Tag kommt, an dem sich die Wege trennen. Mal ganz unvorhergesehen, mal ganz offensichtlich. Mal aus einer Laune heraus und manchmal ist das Morgen schon Gewiss. Doch egal wie, der Schmerz scheint doch immer gleich. Wie leicht wäre es doch, einfach goodbye zu sagen, wie einfach wäre es ohne den Blick zurück wegzugehen. Doch so leicht es sein könnte, so schwer ist es in Wirklichkeit. Der vielsagende Blick, in die feuchten Augen, das stumme Wort, das sie Lippen nicht verlässt. Ein Händedruck, der einer Umarmung weicht und die Gewissheit, der Ungewissheit entgegen zugehen…aber irgendetwas bleibt immer zurück. Mal ein Geschenk, mal ein Wort, dass den Kopf nie wiederverlässt und mal das Herz.

Vielleicht mag die Liebe und die Freundschaft durch die Distanz verblassen, doch die Worte und die Erinnerungen an diese Zeit, die wird bleiben, bis in alle Ewigkeit…

Sonntag, 23. November 2008

산 낙지

Der heutige Blogeintrag widmet sich einer weiteren kulinarischen Köstlichkeit, die man sicherlich nicht in jedem Land dieser Erde genießen kann: 산 낙지 oder in deutschen Worten: lebender Oktopus.

Und gestern war es dann für mich soweit. Der Oktopus wartete, so schien es, nur auf mich. Das Restaurant dagegen nicht. Das war nämlich voll, quasi übervoll, mit einer Hundertschaft begeisterterer kulinarisch hochgebildeter Gaumenfreuden Freunden.

Während wir also die ersten 15 Minuten damit verbrachten, in der Kälte auf einen Tisch für fünf im Innern des warmen Gourmettempel (obwohl es die Begrifflichkeit Speiseschuppen ebenso treffen würde) zu warten, wurde mir erklärt, dass dieses Etablissement ebenso eine wundervolle Lokalität ist, zum liquiden Verzehr von Soju.

Nachdem wir also endlich einen Platz hatten, wurde sofort die obenerwähnte Speise bestellt. Der Chef höchstpersönlich hat den Oktopus für uns gefangen und übergab ihm der Küchenchefin, die den Oktopus für uns in mundgerechte Stücke schnitt, es sich aber nicht nehmen ließ, uns den Oktopus noch mehrmals zu zeigen und dazu eindeutige Gesichtsausdrücke zu formen.
Und dann wurde er serviert: auf einem porzellanenen Tablett wurde er erneut vom Herrn des Hauses gebracht und auf unserem Tisch kredenzt.

Da wir zwei Ausländer waren, war uns die Aufmerksamkeit der koreanischen Gäste sicher, die allzu neugierig, aber mit koreanischer Bescheidenheit, zu uns rüber schielten.




Zusammenfassend lässt sich resümieren, dass der Geschmack weitaus besser ist, als die tote und gebratene Variante. Insofern, als das die lebende Version nach gar nichts schmeckt. Somit ist das Highlight dieses Genuss erst dann zu verstehen, wenn man den lebenden Oktopus, wirklich selber mal verköstigt hat. Wenn man das Gefühl zu verspüren vermochte, wie sich die Tentakel an der Zuge oder an der Wangeninnenseite festsaugen. Wenn sich der Muskel ausdehnt und wieder zusammenzieht….

In diesem Sinne: Bon Appetit

Sonntag, 9. November 2008

Das Spiel

Korea ist ein Land, in dem Freundlichkeit und Großherzigkeit groß geschrieben werden. Ein Land in dem man sich die Hand reicht und man sich gegenseitig ein Lachen schenkt. Die Sonne scheint in Korea nicht nur über den Wolken, sie lacht in den Herzen der Menschen.

Dies überträgt sich selbstverständlich auch auf die Spielkultur. In Korea gibt es kein infantiles schleudern von Spielsteinen, keine donnernde Komödie bei der Niederlage und keine extravertierte Freude, beim Sieg. Man freut sich zusammen, über das gute Spiel, über das gemeinsame Teilen von Zeit.

Ein eindrucksvolles Beispiel dieser Verbundenheit durfte ich mit der Kamera aufnehmen. Ein Spiel, bei dem das Ziel, die trockene Überquerung des Wasserspieles darstellt. Der Springbrunnen, speit Wasser, gönnt sich von Zeit zu Zeit aber eine Pause. In dieser Pause, muss der Spieler versuchen die Wirkungssphäre des Brunnens zu durchqueren…trocken.


Sonntag, 26. Oktober 2008

Nachtrag

Als wir im August nach Seoul gekommen sind, da vermochten wir ein wahres Feuerwerk von neuen unbekannten Sinneseindrücken zu verspüren. So viele, dass man sie nicht alle auf Video, wohl aber in seinem Herzen, verewigen konnte. Und schon gar nicht alle verbal in einem Internettagebuch verarbeiten konnte.

Aus diesem Grund möchte ich mir die Freiheit erlauben in einem persönlichen Eintrag noch einmal den ersten Tag, zumindest eine Szene aus diesem Tag, Revue passieren zu lassen:

Nachdem wir am Flughafen herzlichst empfangen, den Bus zu unserer neuen Wohnungsstätte genommen und alle erforderlichen Dokumente unterschrieben und bezahlt hatten, nachdem wir gespeist, getrunken und die ersten Arbeitskreiskollegen kennenlernen durften, hatten sich einige Koreaner etwas ganz besonderes für uns ausgedacht:

Selbstverständlich ist Seoul eine Stadt der Superlative und selbstverständlich werden da nicht einfach nur Luftschlagen zum Willkommen auf gehangen….


Post skriptischer Nachtrag:

In diesem Eintrag wurden einige Trugschlüsse eingearbeitet. Dieser Eintrag ist deshalb mit einer nötigen selbstkritischen Distanz zu betrachten. Doch neben oder zwischen den einigen wenigen künstlerischen Freiheiten, findet sich das pochende Herz der Wahrheit und damit die wundervolle Erinnerung an ein einzigartiges Erlebnis…

Sonntag, 12. Oktober 2008

Unter dem Meer

Der regelmäßig stattfindende Austausch innerhalb der „International Research Training Group“ (kurz IRTG) fand dieses Jahr in Busan (Südkorea) statt. Und alle Mitglieder waren geladen. Professoren und Doktoranden der beteiligten Universitäten kamen zusammen um den gemeinsamen Fortschritt zu besprechen und natürlich zu präsentieren. Und mittendrin ich. Eigentlich hatte ich dort nichts zu suchen. Weder bin ich IRTG Mitglied, noch ein berühmter anerkannter Professor, den es einzuladen galt. Und doch durfte ich dabei sein. Denn Professor Char, dessen Labor ich im Rahmen meines Auslandaufenthalts besuchen darf, gab mir die Möglichkeit, mein erstes internationales Meeting kennenzulernen. Und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Denn es war großartig und eine Erfahrung, die ich in naher Zukunft sicher öfter erleben werde, dann aber als aktives Mitglied.

Busan ist eine großartige Stadt, zumindest das was ich von Busan kennenlernen durfte und dieser Bereich ist sicherlich nicht sonderlich repräsentativ, da es sich um die Haeundae Beach handelte, den beliebtesten und „teuersten“ Strand, wohlmöglich in ganz Korea.

Sofort ist der Fischerei Charakter zu erkennen, da überall kleine und große Sashimi Restaurants auszumachen sind, in denen wir mehrmals ausgiebig und köstlich gespeist haben. Sicherlich sind uns Europäern die kulinarischen Aromen und Mannigfaltigkeiten deren Ursprung im Meer zu finden sind, eher unbekannt, aber anscheinend kann man alles Essen, was das Meer zu bieten hat. Und selbst giftigen Fischen wir in Asien kein Pardon gewährt. An dieser Stelle sei einfach auf Fugo verwiesen.

Da ich beim Essen neben einem Koreaner saß, durfte ich die Köstlichkeiten mit ihm zusammen probieren. Leider kann ich mich nicht mehr an die Namen der Gerichte erinnern, aber dazu zählte eine Art Wurm, der auch noch lebte. Als ich meine Chopsticks ansetzte, um das längliche Etwas zu fassen, schien der Wurm zu spüren, dass es ihm an den Kragen gehen würde und artikulierte seinen nachvollziehbaren Unmut stumm, durch leichte rhythmische Bewegungen.

Ab diesem Moment konnte ich leider keine gesunde Objektivität mehr walten lassen. Wie der Wurm da vor meinem Mund so zappelte, habe ich mir ganz subjektive Gedanken bzgl. des in wenigen Sekunden folgenden aromatischen Genusses machen müssen, die ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen möchte. Nichtsdestotrotz, ein gezielter und kräftiger (dieses Wort sei an dieser Stelle betont) Biss, brachte den Wurm kurzum zum erliegen. Ansonsten war der Geschmack eher fad.

Diesem kulinarischen Erlebnis folgte eine Art Seeschnecke, die man zu allererst aus ihrem Haus zerren musste: hierzu bedient man sich eines einfachen Zahnstochers. Ein kleiner Stoß in die Öffnung des Hauses und ein leichtes, aber bestimmendes Ziehen, in kreisenden Bewegungen brachte den verzehrbaren Teil ans Tageslicht…lecker!

Darüberhinaus bestach Busan über diesen traumhaften Strand, der quasi menschenleer im spätsommerlichen Schein seinen ganz persönlichen Scharm versprühte.

Busan ist allemal eine Reise wert und selbstverständlich gibt es auch andere Speisen, fern jeder aus dem Meer stammenden Fauna.




Sonntag, 5. Oktober 2008

Alles eine Sache der Interpretation

Bereits in der ersten Fahrstunde wurde mir folgendes mit Nachdruck einzuprägen versucht: Es ist stets vorausschauend zu fahren.

Das Verständnis der Wortaneinanderreihungen aber, scheint flexibel und lässt mehrere Interpretationen zu. Denn im direkten Vergleich der deutschen mit der koreanischen Fahrkultur, sind ostentative Antagonismen eruierbar, wie folgendes Beispiel zu illustrieren versucht:

Großstädte stellen immer eine besondere Herausforderung an die persönlichen Fahrkünste da. Hohes Verkehrsaufkommen, Einbahnstraßen, Baustellen und unzählige Seitenstraßen, führen zu Stressattacken und Ehestreit.

Aus diesem Grund sind die Straßenbahnmarkierungen in Großstädten detailreicher. Und dies ist überall in der Welt gleich. Egal ob Berlin, New York oder Seoul, mit der weißen oder gelben Farbe wird nicht gegeizt. Riesige Pfeile auf der Straße zeigen den Weg und erweisen sich als helfende Hand im wilden Dschungel des Großstadtverkehrs. So zumindest die Theorie.

Aber wie sieht es in der Praxis aus? Wie angedeutet, scheint es eine kulturell bedingte Diskrepanz im vorausschauenden Fahren zu geben. In Deutschland findet Vorausschauen vier Meter vor der Kreuzung statt. Die letzten Wahlgänge bzgl. der Wegrichtung innerhalb der Fahrgemeinschaft werden evaluiert und sich schließlich verkehrstechnisch einzuordnen versucht.

In Korea ist die Einordnung weniger stressig, da sie quasi über eine große Distanz zu erwachsen scheint. Zumindest lässt das folgende Video keine anderen Schlüsse zu…